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  Die Retrieverarbeit

Einführung, Jagdliche Retrieverarbeit, Nichtjagdliche Retrieverarbeit, Dummyarbeit

Einführung
Alle Retrieverrassen sind ursprünglich als Jagdhunde gezüchtet worden ( engl. to retrieve: zurückbringen, apportieren ). Ihre Aufgabe war es in erster Linie, erlegtes Feder- und Wasserwild zu apportieren.

Die meisten Retriever zeichnen sich daher durch folgende Eigenschaften aus:
•    beste Apportieranlagen
•    Wasserfreude und hervorragende Schwimmtechnik
•    Freundliches und unkompliziertes Wesen
•    Arbeitswille, Standruhe und Ausdauer
•    Gute Lenkbarkeit

Diese Eigenschaften prädestinieren den  Retriever für die jagdliche Arbeit nach dem Schuss und machen ihn auch sonst zu einem angenehmen Begleiter. Darüber hinaus verfügt er häufig über hohe Lernbereitschaft und den Wunsch, es seinem Führer recht zu machen.

Viele Retrieverfreunde möchten ihre Hunde aufgrund ihres freundlichen Wesens und ihrer Führigkeit aber als reine Familienhunde halten. Dennoch sollte man bedenken, dass diese Hunde oftmals nicht ausgelastet sind, wenn sie keine Arbeit haben, die sie auch geistig fordern. Reines Spazieren gehen kann dafür nicht unbedingt ein befriedigender Ausgleich sein.



Jagdliche Retrieverarbeit
Wie bereits erwähnt, wurden Retriever hauptsächlich als Wasser- und Apportierhunde für Flugwild gezüchtet. Daher sollten sie sich durch weiches Maul, große Wasser- und Arbeitspassion sowie Standruhe auszeichnen.
Zwei im Jagdeinsatz bedeutsame retrievertypische Arbeitsweisen sind das Merken (marking) und das Einweisen (blind retrieves). Ein gut veranlagter Retriever, dessen Merkfähigkeit trainiert wurde, kann sich an mehrere Fallstellen von Flugwild, das für ihn sichtig beschossen wurde, erinnern. Nachdem er ruhig neben dem Führer gewartet hat, läuft er auf Kommando direkt zum zu apportierenden Wild und bringt dieses ohne die zeitraubendere, weiträumige Suche.
Beim Einweisen wird der gut lenkbare Retriever dagegen durch Handzeichen, wenn möglich auf direktem Wege, zu für ihn nicht sichtig gefallenen Stücken geschickt.

Aufgrund des ruhigen, konzentrierten Arbeitsstils werden Retriever, bedingt durch die hiesigen jagdlichen Erfordernisse, auch häufiger zu Nachsuchen auf Schalenwild eingesetzt.
Ein häufiger Grund für Jäger, sich für einen Retriever zu entscheiden, ist die Tatsache, dass die meisten dieser Hunde verhältnismäßig leicht auszubilden und zu führen sind.. Ein “starkes Bedürfnis, dem Führer Freude zu bereiten“ , (will to please) ist teils sogar ausdrücklich im Rassestandard gefordert. Dennoch muss  man sich klarmachen, dass sich auch ein leichtführiger Hund nicht von selber erzieht, selbst wenn man gelegentlich erstaunt ist, was diese Tiere einfach dem Führer zuliebe tun.


Nichtjagdliche Retrieverarbeit
Retriever werden häufig nicht ausschließlich ihrer ursprünglichen Bestimmung entsprechend als Jagdhund eingesetzt. Ihre leichte Abrichtbarkeit und die Menschenfreundlichkeit bedingen darüber hinaus, dass sie heute viele Einsatzbereiche abdecken, die über den ursprünglichen Verwendungszweck hinausgehen. Sie finden daher auch Verwendung als:

•    Blindenführhund
•    Behindertenbegleithund
•    Rettungshund
•    Drogensuchhund
•    als Sportkamerad, z.B. für Agility
•    oder einfach als lieber Familienhund


Dummyarbeit
Die ausgeprägte Apportierleidenschaft ermöglicht zudem eine artgemäße Beschäftigung von Retrievern mit Dummys (Segeltuchsäckchen), wenn keine jagdlichen Arbeiten anstehen. Die Dummyarbeit wird mittlerweile als eigenständige Sparte der Hundearbeit mit Prüfungen verschiedensten Schwierigkeitsgrades (Anfänger, Fortgeschrittene, Sieger) betrieben.
Die Spannweite reicht von der Dummyprüfung für Anfänger über Working Tests der drei unterschiedlichen Niveaus bis hin zur deutschen Meisterschaft (German Cup). Darüber hinaus wird auch alljährlich eine Europameisterschaft ausgetragen.

Die Aufgabenstellung geht dabei häufig von Situationen aus, wie sie z.B. unter den Bedingungen englischer Gutsjagden entstehen. Damit werden hier schwerpunktmäßig ganz klassische Retrieverarbeitsweisen wie Einweisen auf nicht sichtig gefallene Dummys (blinds) oder Merken von Fallstellen sichtig geworfener Dummys (marks) und stilvolles, freudiges Bringen abgefragt. Auch der Stellenwert von ausgezeichneter Lenkbarkeit und aufmerksam beobachtender Standruhe ohne voreiliges Einspringen oder störendes Lautgeben (steadiness) ist bei der Dummyarbeit sehr hoch angesiedelt.
Insbesondere beim Fortgeschrittenen- und Siegerniveau sind die Aufgaben in anspruchsvollem Terrain (Land und Wasser) über erhebliche Distanzen und Geländewechsel.

Die Dummyarbeit stellt somit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt typischer Arbeitseigenschaften unserer Apportierspezialisten dar.